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Vortrag von Friedrich Knilliaus Anlaß der Premiere des Theaterstücks "Jud Süß" in Darmstadt am 1.3.2011
Die W.A. Berendsohn-Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur lädt ein:
„...ich hab sie tüchtig abgeküsst!“
Lion Feuchtwanger und die Frauen im Spiegel seiner Romane
Donnerstag, 18. Juni 2009 um 18 Uhr
Ossietzky-Lesesaal im Altbau der Staats- und Universitätsbibliothek. Von-Melle-Park 3, Hamburg
Anlässlich des Feuchtwanger-Jahres 2008/2009 laden wir ein zu einer Veranstaltung, in der der große Romanautor und sein Werk einmal von einer ganz anderen Seite beleuchtet und vorgestellt werden sollen. Feuchtwangers Leidenschaft für das schöne Geschlecht ist wohl spätestens seit dem Erscheinen der jüngsten Biographie von Martha Feuchtwanger (Manfred Flügge: Die vier Leben der Martha Feuchtwanger, 2008) hinlänglich bekannt, indes gibt es bislang kaum eine Untersuchung darüber, in welcher Weise sich diese Neigung in der Konzeption seiner literarischen Frauenfiguren niederschlug. Beispielhaft wird dies im Rahmen der geplanten Abendveranstaltung anhand ausgewählter bekannter und weniger bekannter Werke Feuchtwangers nun nachgeholt: von der Hässlichen Herzogin Margarethe Maultasch über die Jüdin von Toledo bis hin zu der überaus eindrucksvollen Darstellung der Ja’ala in Jephta und seine Tochter werden Feuchtwangers Frauen in Rolle und Charakter vorgestellt. Immer werfen die Darstellungen dabei auch ein bestimmtes Licht auf die den jeweiligen Frauen beigesellten Männer, so dass die Beschäftigung mit dem Frauenbild in Feuchtwangers Romanen vielmehr auch eine unterhaltsame und gewiss auch amüsante Ergänzung zum Geschlechterdiskurs – heute wie vor siebzig Jahren – bedeuten wird.
Dr. Henrike Walter, gegenwärtig kommissarische Leiterin der BFfdE, führt in die jeweiligen Werke Feuchtwangers ein, erläutert und kommentiert die ausgewählten Texte. Die Texte liest Wolfgang Biebuyck, Bass an der Berliner Staatsoper Unter den Linden.
Kontakt: Andreas Löhrer
Zusammenfassung des Vortrages von Mag. Romana Trefil - North American Society for Exile Studies: 2008 Conference “Weltanschauliche Orientierungsversuche im Exil“, Saint Louis University, Saint Louis, Missouri, USA
„Allmählich, ob wir wollen oder nicht, werden wir selber verändert von der neuen Umwelt, und mit uns verändert sich alles, was wir schaffen. Es gibt keinen Weg zur inneren Vision als den über die äussere. Das neue Land, in dem wir leben, beeinflusst die Wahl unserer Stoffe, beeinflusst die Form. Die äussere Landschaft des Dichters verändert die innere."
Lion Feuchtwanger fühlte sich in der frühen Periode seines Schaffens dem "Ästhetizismus des fin de siècle verpflichtet" . Kunst und Kunstproduktion wurden für ihn nur unter ästhetischen Gesichtspunkten zu einem interessanten Moment. Nach dem Ersten Weltkrieg konnte er sich zwar von dem reinen Nur-Kunst-Denken seiner früheren Jahre lösen, doch stand er in dem Zwiespalt, einen neuen, richtungsweisenden Weg zu finden. Diese Phase der Neuorientierung war geprägt von einer programmatisch apolitischen Position, die ihn dennoch auf den Weg in die gesellschaftspolitische Oppositionshaltung führen sollte.
Als 1933 die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht kamen, emigrierte Feuchtwanger zuerst nach Frankreich und 1940 in die USA. Lange Zeit hat er die konkreten Wirkungsmöglichkeiten von Kunst überschätzt und sah sich angesichts der sich verändernden politischen Verhältnisse, besonders seit 1933, gezwungen, seine bislang vertretene Position des betrachtenden, nicht handelnden Schriftstellers Schritt für Schritt aufzugeben.
Man kann die ersten Jahre des Exils bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges als Beginn der Phase der Politisierung der Literatur bezeichnen, die durch seine Exilsituation beschleunigt wurde. Der Antifaschismus war das wichtigste Merkmal seiner frühen Exilphase und das setzte sich bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges fort.
Nach dem Zweiten Weltkrieg vollzog sich der Übergang zu einem Romanschaffen, das nicht mehr auf die nationale Problematik Deutschlands, sondern auf eine andere gesellschaftliche Wirklichkeit zielte. Feuchtwanger kehrte wieder zum historischen Roman zurück und schrieb bis zu seinem Tod (1958) nur noch historische Romane. In seinen historischen Romanen aus den zwanziger Jahren beschäftigte er sich mit der deutschen und der österreichischen Geschichte. Seine im Exil geschriebene historische Romane waren für die internationale Leserschaft bestimmt. Deswegen wählte er, unter dem Einfluss des Exilaufenthaltes, historische Themen wie die Französische Revolution, den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, die spanische Inquisition sowie biblische Motive.
In der letzten Phase des Exils ging Feuchtwanger zu den Anfängen der Geschichte, zu den Anfängen des Judentums.
Die Jahre im Exil haben zu einer Veränderung im literarischen Schaffen Feuchtwangers sowie in seinem künstlerischen Selbstverständnis beigetragen. Seine Exilromane erhalten eine neue Funktion und er verbindet mit ihnen eine veränderte Wirkungsabsicht. Das Exil hatte einen großen Einfluss auf die Wahl seiner Stoffe und auf seine innere und äußere Landschaft. Die Nachwirkungen der geschichtlichen Vorgänge, die ihn zunächst ins Exil gestoßen hatten, und andere politische Ereignisse im Exil beeinflussten diese Landschaft ein weiteres Mal.
Alles im Exil bis 1945, bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, geschriebene, war der konsequenten Bekämpfung der faschistischen Gefahr gewidmet.
In allen Werken nach 1945 behauptet sich die Idee des Fortschritts, in manchen durch evolutionäre, in anderen durch revolutionäre Prozesse. Aber auch dort, wo die Handlung durch Evolution bestimmt wird, stellt sie eine intellektuelle Revolution von Rang dar. Laut Feuchtwanger ist jetzt die Revolution eine vorübergehende Entmenschlichung, die sich letztendlich lohnt.
Feuchtwanger sah sich als Aufklärer, der in seinen Werken nichts Geringeres tat, als das jahrhundertelange Ringen der Vernunft in Erinnerung zu rufen, „den Kampf einer winzigen, urteilsfähigen und zum Urteil entschlossenen Minorität gegen die ungeheure, kompakte Majorität der Blinden, nur vom Instinkt geführten. Episoden aus den früheren Phasen dieses Kampfes darzustellen" schien ihm wichtig. Der historische Roman schien ihm eine Waffe zu sein, die man in ewigen Kampf gut gebrauchen kann. In dieser Absicht arbeitete er mit historischen Stoffen „gegen Dummheit und Gewalt."
Durch sein literarisches Gesamtwerk wollte Feuchtwanger letztendlich beim Aufbau einer vernünftigeren und humaneren Welt mithelfen.
Manfred Flügge beeindruckte am 7. Oktober 2008 im Großen Saal des Berliner Centrum Judaicum mit einem Vortag anlässlich des 50. Todestages von Lion Feuchtwanger (1884-1958)
Hatte ihn der Genius Loci inspiriert? Manfred Flügges brillanter Votrag über Lion Feuchtwanger war ein intellektuelles Bonbon. Der über weite Strecken nicht nur frei redende, sondern im Stoff geradezu frei schwebende Flügge kennt seinen Lion, wie er den Schriftsteller von Weltgeltung vertraulich auch nennt, obzwar er ihn nie kennen lernen durfte. — Aber dafür dessen Witwe, über die er jetzt die Biografie „Die vier Leben der Marta Feuchtwanger“ bei Aufbau herausgibt (Buchpremiere: 2.11., Salon im Hotel Savoy). Flügge nebenbei: Lion veröffentlichte keinen Text, den Marta nicht vorher beurteilt hatte. — Ausrichter der Veranstaltung im Rahmen des unter dem Motto „Feuchtwanger relaunched“ stehenden Internationalen Lion-Feuchtwanger-Jahres 2008/2009 war die Berliner Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Kooperation mit dem Aufbau Verlag und der Stiftung Neue Synagoge Berlin. Das so erst einmal provozierende Thema des Vortrags war zum Schluss auch dessen auf sympathisch-vergnügliche und, selbst für das sich entsprechend anerkennend äußernde anspruchsvolle bildungsbürgerliche Publikum, lehrreiche Weise bewiesene Quintessenz: Der aus München stammende, strikt orthodox aufgewachsene Jude Feuchtwanger war „Ein bibelfester Atheist“. Feuchtwanger besaß profundes historisches Wissen, eine tiefe jüdische Bildung und war als Autor mit einer, wie Flügge formulierte, großen religiösen Fantasie begabt: „Er lässt die Leser Gott fühlen.“ In seinen 15 Romanen, von denen zehn immer noch bedeutend seien, ginge es im Grunde um Sex, Macht und Wirtschaft sowie nicht zuletzt um Glaubensfragen. Erinnert sei nur an die Josephus-Trilogie um den jüdisch-römischen Geschichtsschreiber Flavius Josephus oder an die optimistische Tragödie „Jefta und seine Tochter“, Feuchtwangers letzten Roman. Kein Roman aber, meinte Flügge, sei aktueller als „Die Jüdin von Toledo“, der das Zusammenleben von Juden, Christen und Moslems thematisiert. Flügges Resümee: Feuchtwangers Romane seien leicht lesbar und auch ohne Vorkenntnisse leicht zugänglich; der Verfasser historischer Romane sei noch lange nicht historisch.
Ulrich Werner Grimm
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Die Jüdin von Toledo: Spanienbilder aus dem kalifornischen Exil
Premiere
International Feuchtwanger Society
Members Meeting / Mitglieder-Treffen
Villa Aurora, Pacific Palisades
September 17, 2015
AGENDA
1. Welcome / Begrüßung
2. Treasurer’s Report / Bericht des Schatzmeisters
3. Election of Officers / Wahl des...
Weitere Informationen: ullmann@usc.edu